Bis zum Jahr 2009 arbeitete ich beim Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. (ANE e.V.) in Berlin – einer Einrichtung für Elternbildung und Familienberatung. Oft kam ich dort mit Eltern in Kontakt, die über Probleme mit den Großeltern klagten: Omas und Opas, die den Eltern bei Erziehungsfragen in den Rücken fielen; Großeltern, die eifersüchtig und in Konkurrenz mit den Eltern um die Zuneigung der Kinder buhlten; Großeltern, die Schwierigkeiten hatten, zu akzeptieren, dass die Eltern ihren eigenen Weg mit den Kindern gehen wollten. Oder aber das genau Gegenteil davon: Großeltern, die immer abwesend waren, kein Interesse an den Enkeln zeigten und bloß nicht mit „Oma“ oder „Opa“ angesprochen werden wollten.
Oft waren diese Eltern sehr frustriert und entnervt – denn welche Eltern (besonders kleiner) Kinder haben schon wirklich Energie übrig, um sich auch noch mit Großeltern rumzuschlagen?
Diese Berichte waren auch gar nicht ganz so weit weg von den Erfahrungen, die mein Mann und ich nach der Geburt unseres ersten Kindes gemacht hatten: Wir hatten uns vor der Geburt über alle möglichen eventuell eintreffenden Veränderungen Gedanken gemacht. Wir hatten mit einem schreienden Baby gerechnet und mit Übermüdung. Womit wir aber nicht gerechnet hatten, waren beleidigte, sich einmischende und rechthaberische Großeltern.
Daraus entstand die Idee, das Thema für die Internetseite des ANE e.V. aufzubereiten. Bei meinen Recherchen dafür stellte ich fest, dass zwar fast jeder Sachbuch-Verlag einen Ratgeber für Großeltern im Programm hat, es aber überhaupt keine Bücher für Eltern dazu gibt. Die existierenden Großelternratgeber streifen mögliche Konflikte mit den Eltern der Enkel meist nur am Rande. Für verzweifelte Eltern taugen diese Bücher nicht.
Ich begann mich intensiver mit der Beziehung Eltern-Großeltern zu beschäftigen – führte viele Gespräche mit Eltern (und auch einige mit Großeltern) und las mich durch Untersuchungen zur Rolle und Funktion von Großeltern in familiären Strukturen.
Herausgekommen ist dieses Buch. Es ist aus der Überzeugung heraus geschrieben, dass es besser ist, familiäre Konflikte anzugehen, als diese dauerhaft unter den Tisch zu kehren.